Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)Ausdruck vom 03.09.2024 17:26 Uhr

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Glückwünsche zur neuen Funktion bei der gematik

Der KVB-Vorstand gratuliert dem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung der gematik GmbH Dr. Florian Fuhrmann in einem offenen Brief zum Amtsantritt und wünscht ihm für die anstehenden Herausforderungen wie die "ePA für alle" viel Tatkraft und Entschlossenheit.

Der offene Brief des KVB-Vorstands im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Dr. Fuhrmann,

als Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns möchten wir Ihnen zu Ihrer Berufung als Vorsitzender der Geschäftsführung der gematik gratulieren und Ihnen für die bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen gutes Gelingen wünschen.

Es freut uns, dass sich das Bundesgesundheitsministerium mit Ihnen für einen Kenner der ambulanten Versorgung entschieden hat, der die Bedürfnisse der Ärzteschaft kennt und ernst nimmt. Wir vertrauen darauf, dass Sie diesen Anspruch auch in Ihre aktuelle Tätigkeit einbringen werden. Die vielen technischen Probleme, die unsere Mitglieder bei der Einführung diverser Telematikinfrastruktur-Anwendungen erlebt haben und zum Teil immer noch erleben, müssen insbesondere vor dem Hintergrund des anstehenden Rollouts der 'ePA für alle' unbedingt ernst genommen und ausgeräumt werden.

Wir halten eine praxis- und sektorenübergreifende Digitalisierung und Vernetzung, wie sie mit der TI erreicht werden soll, nicht nur für wichtig und zeitgemäß, sondern im Wesentlichen für alternativlos. Eine deutliche Mehrheit unserer Mitglieder hat sich schon für eine TI-Anbindung und Integration aller Anwendungen entschieden und geht den Weg in die digitale Zukunft bereitwillig mit. Eine zwingende Voraussetzung für das Gelingen und die Akzeptanz ist allerdings die Stabilität aller technischer Komponenten, die unseres Erachtens deutlich verbesserungsbedürftig ist und vor dem Hintergrund der in den Startlöchern stehenden 'ePA für alle' zwingend und zügig adressiert werden muss.

Das Fachportal der gematik gibt einen transparenten Überblick über vorliegende und vergangene Störungen an TI-Komponenten/-Diensten. Mit Stand 26. August 2024 waren hier allein für das Jahr 2024 im Archiv 67 Berichte zu Störungen unterschiedlicher Kategorien und Schweregrade enthalten.

Der aktuelle TI-Atlas der gematik bestätigt die unzureichende Stabilität des Gesamtsystems. Liefen die TI-Anwendungen laut Befragung vom Vorjahr noch in 63 Prozent der Arztpraxen und 51 Prozent der Psychotherapiepraxen stabil, waren es im aktuellen Befragungszeitraum nur noch 56 bzw. 48 Prozent. Die Auswertungen zeigen insofern, dass sich die Stabilität der TI verschlechtert – ein Trend, der mit Hochdruck gestoppt und zwingend umgekehrt werden muss.

Den Anwenderinnen und Anwendern ist es offen gestanden egal, ob die Gründe für die schlechte Stabilität in zentralen oder dezentralen Komponenten der TI oder auch in den Praxisverwaltungssystemen selbst zu finden sind. Sie erwarten, dass die Schwachstellen analysiert und behoben werden und dass die TI-Anwendungen ohne Ausfälle, Abstürze und lange Wartezeiten bedient werden können. Praxen wollen und müssen ihre wertvolle Zeit für ihre Patienten und deren Versorgung investieren können, und nicht mit frustrierenden und für sie häufig unerklärlichen Technikproblemen.

Die Einführung der 'ePA für alle' wird für die Praxen eine enorme Herausforderung werden. Viele Fragen im Kontext der Bedienung und Befüllung, prozessualen Integration und Technik und nicht zuletzt der rechtlichen Auswirkungen müssen noch final geklärt und das Wissen an die Anwender vermittelt werden. In Zeiten gravierender und stetig steigender Ressourcen- und Zeitknappheit in den Praxen empfinden wir es für das Gelingen der ePA als absolut erfolgsentscheidend, dass eine Einbindung der ePA im PVS anwenderfreundlich und intuitiv erfolgt. Sowohl die TI insgesamt als auch alle für die Nutzung der ePA erforderlichen Dienste und Komponenten müssen stabil, zuverlässig und störungsfrei laufen.

In diesem Sinne bitten wir Sie eindringlich darum, die TI-Stabilität zur Chefsache zu machen - im Interesse nicht nur aller Praxen in Deutschland, sondern im Wesentlichen aller gesetzlich Versicherten, die sich für eine ePA entscheiden.

Ein abschließender Hinweis noch zur Erwartungshaltung in Bezug auf die 'ePA für alle': Wir halten ein aktives Erwartungsmanagement zu diesem Thema für fundamental und dringlich. Zur Vermeidung von Enttäuschungen, Frustrationen und nicht zuletzt Blamage muss unseres Erachtens Transparenz für alle darüber hergestellt werden, welche Inhalte und Funktionen bis wann realistisch sind. Patienten muss bewusst gemacht werden, dass die ePA nicht mit Gewissheit schon am 15. Januar 2025 zur Verfügung steht, sondern eventuell erst einige Tage, Wochen oder vielleicht auch Monate später. Unter Umständen müssen Zeitziele für einzelne Elemente angepasst werden, denn die Qualität der Umsetzung – sowohl in Bezug auf die Versicherten-Anwendung als auch PVS-bezogen – ist für den langfristigen Erfolg wesentlich entscheidender als eine schnelle und dabei eventuell minderwertige Bereitstellung von Funktionen und Inhalten.

Den Patienten muss von ihren Krankenkassen und im Rahmen der BMG-Kampagne verdeutlicht werden, dass die Inhalte und Mehrwerte, die die ePA langfristig bieten kann, erst nach und nach wachsen werden. Es muss auch klar sein, dass die Praxen sich mit dieser neuen Anwendung erst zurechtfinden müssen und im Praxisalltag einen Modus operandi entwickeln.

Auf allen Seiten bedarf es Geduld und Zeit, bis sich die Anwendung nutzen lässt, etabliert und durchsetzt. Das muss allen Beteiligten deutlich gemacht werden, egal ob Politik, Kostenträgern, Versicherten oder den Einrichtungen, die die ePA primär nutzen sollen. Nach unserem Verständnis kommt der gematik in diesem Zusammenhang eine maßgebliche Moderations- und Vermittlungsrolle zu.

Für die anstehenden Herausforderungen wünschen wir Ihnen viel Tatkraft, Entschlossenheit und Erfolg. Gerne stehen wir bei Interesse für einen Dialog zur Verfügung.

 

Freundliche Grüße

Dr. med. Christian Pfeiffer, Vorsitzender des Vorstandes

Dr. med. Peter Heinz, 1. stv. Vorsitzender des Vorstandes

Dr. med. Claudia Ritter-Rupp, 2. stv. Vorsitzende des Vorstandes"