Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)Ausdruck vom 22.11.2024 21:20 Uhr
Pilotprojekt "DispoAkut": Steuerung von weniger dringlichen Hilfesuchenden in der Notaufnahme
Seit Jahren beklagen Krankenhäuser in Deutschland eine Überlastung der Notaufnahmen. Dabei suchen auch Patientinnen und Patienten mit weniger dringlichen Versorgungsbedarf die Notaufnahme auf, die im vertragsärztlichen Bereich behandelt werden könnten.
Zur Entlastung der Notaufnahmen hat die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und dem RoMed Klinikum Rosenheim eine dreimonatige Machbarkeitsstudie zur Umsteuerung von Patientinnen und Patienten mit weniger dringlichen Gesundheitsbeschwerden in niedergelassene Praxen während der allgemeinen Praxisöffnungszeiten durchgeführt.
Innovationspreis für "Ausgezeichnete Gesundheit" geht 2024 nach Bayern
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat am 13. März 2024 in Berlin drei herausragende Modelle der ambulanten Versorgung aus den Kategorien "Versorgung akut", "Versorgung digital" und "Versorgung vernetzt" mit dem Titel "Ausgezeichnete Gesundheit 2024" prämiert.
Dabei ging der erste Preis in der Rubrik "Versorgung akut" an das KVB-Projekt "Patientensteuerung im Klinikum Rosenheim".
Über die Vergabe der Auszeichnungen in den jeweiligen Kategorien stimmten rund 250 Gäste aus Ärzteschaft, Politik und Wissenschaft nach jeweils vierminütigen Projekt-Statements live ab.
Weitere Informationen
Impressionen, Vorträge und Video-Mitschnitt der Preiverleihung
Priorisierung nach Dringlichkeit
Alle eintreffenden Patientinnen und Patienten wurden zunächst anhand des etablierten Manchester-Triagesystems in fünf Dringlichkeitsstufen eingeteilt: Patientinnen und Patienten in den Kategorien "sofort (rot)", "sehr dringend (orange)" und "dringend (gelb)" sowie bei erforderlichen Ressourcen, die im ambulanten Bereich nicht zur Verfügung stehen, wurden direkt in die Notaufnahme des Klinikums gesteuert. Bei Patientinnen und Patienten in den weniger dringlichen Triagekategorien "normal (grün)" und "nicht dringend (blau)" prüfte eine Fachkraft der KVB zusätzlich, ob eine vertragsärztliche Behandlung empfohlen ist. Unterstützt wurde diese durch die Software SmED Kontakt+ ("Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland").
Patientensteuerung
Lag eine Empfehlung zur vertragsärztlichen Behandlung vor, erhielten die Patientinnen und Patienten das Angebot zur Versorgung in einer nahegelegenen Haus- oder Facharztpraxis, einer sogenannten Kooperationspraxis. Nach Zustimmung der Patientinnen und Patienten, wurden diese umgehend mittels IVENA eHealth digital in einer geeigneten Praxis angemeldet. Anschließend begaben sich die Patientinnen und Patienten selbstständig zur Behandlung in der Kooperationspraxis.
Das Ergebnis: Entlastung der Notaufnahme
Die Studie zeigt, dass eine Steuerung von weniger dringlichen Notaufnahmepatientinnen und -patienten in vertragsärztlichen Praxen die Notaufnahme entlasten und Ressourcen zur Versorgung tatsächlicher Notfälle schaffen kann.
Ansprechpartner für Nachfragen
Dr. med. Michael Bayeff-Filloff
Chefarzt der ZNA des RoMed Klinikum Rosenheim
michael.bayeff-filloff(at)ro-med.de
Dr. Dominik Graf von Stillfried
Vorstandsvorsitzender des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung
zi(at)zi.de
Reno Thoß
Regionalleiter VBZ Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
reno.thoss(at)kvb.de