Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)Ausdruck vom 21.12.2024 12:34 Uhr

Presseinformation

Appell des KVB-Vorstands an die Politik: "Rasches Handeln ist dringend erforderlich!"

München, 17. Dezember 2024: Schon vor dem Aus der Ampel-Regierung Anfang November stand die ambulante Patientenversorgung vor großen Herausforderungen. Die Entwicklungen in der Gesundheitspolitik, vor allem im zu Ende gehenden Jahr, sind aus Sicht des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) mehr als ernüchternd. Dabei braucht es unter anderem bei den Themen Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung im ärztlichen und psychotherapeutischen Bereich, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Digitalisierung dringend rasches Handeln. Über die Herausforderungen in der ambulanten Versorgung berichtete heute der Vorstand der KVB im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz im Münchner Presseclub. Themenschwerpunkte der Statements des Vorstands der KVB – Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp – waren dabei unter anderem:

Wirtschaftliche Stabilität der Praxen

Die schon lange angekündigte Entbudgetierung der Hausärzte und in der Folge auch der Fachärzte ist unerlässlich. Die Praxen stehen unter massiven wirtschaftlichen Druck. Von den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten zu erwarten, dass sie bei steigender Patientenzahl und wachsendem Bedarf praktisch Nullrunden bei der Vergütung hinnehmen, ist nicht tragbar. Ansonsten droht eine Abwanderung vieler Praxen in den rein privatärztlichen Bereich.

Investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ)

Den wachsenden Einfluss von Finanzinvestoren, die über iMVZ immer mehr Bereiche der ambulanten Versorgung kontrollieren, beobachten wir mit Sorge. Trotz vieler Ankündigungen von Minister Lauterbach gibt es bis dato keinen Gesetzesentwurf, der klare Spielregeln schafft. Wir erwarten, dass die einseitige Bevorzugung solcher Strukturen beendet wird.   

Digitalisierung

Wir brauchen sinnvoll gestaltete digitale Anwendungen, die den Praxisalltag erleichtern und spürbare Verbesserungen für die Patientenversorgung bringen.  

Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA)

Die ePA kann nur dann eine echte Bereicherung für die Versorgung werden, wenn sie praxistauglich, nutzerfreundlich und vor allem datensicher gestaltet ist. Von großer Bedeutung wird sein, dass der Patient von seiner Krankenkasse ausreichend über seine Widerspruchsmöglichkeiten informiert wird und seine Rechte niederschwellig ausüben kann. Wenn sie korrekt geführt wird, kann die ePA in der Patientenversorgung hilfreich sein.

Akut- und Notfallversorgung

Unsere in diesem Jahr erstmals ausgerichtete Expertenkonferenz "INSAN" hat den Dialog zwischen Politik, Kliniken, Krankenkassen und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gefördert. Das Fazit des Treffens: Eine bessere Patientensteuerung ist dringend notwendig. Wir haben hier bereits durch das Pilotprojekt "Gemeinsamer Tresen" in Rosenheim einen Lösungsansatz geschaffen, der Notaufnahmen entlastet und den Patientenfluss effizient steuert. Im neuen Jahr wird dieses Projekt auch in Augsburg und Würzburg starten. Ein großer Erfolg ist auch die Vernetzung der Rufnummern des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der 116117 mit der Notrufnummer 112. Und die im Juni im Bereitschaftsdienst erfolgreich gestartete Videotelefonie-Lösung "DocOnLine" wird weiter ausgebaut.    

Förderung des medizinischen Nachwuchses

Um Medizinstudierende für die Tätigkeit als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu begeistern, braucht es ausreichend Studienplätze und attraktive Rahmenbedingungen. Die KVB hat deshalb inzwischen zahlreiche Fördermaßnahmen für Studierende und Ärzte in Weiterbildung aufgelegt, um den Nachwuchs für die Tätigkeit in eigener Praxis zu begeistern.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Mit dem Fokus auf den psychotherapeutischen Bereich beschäftigen wir uns schon länger mit den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), denn sie können potenziell dazu beitragen, die Patientenversorgung zu verbessern. Kritisch zu sehen ist allerdings, dass die meisten der Gesundheits-Apps ohne nachgewiesene Evidenz in die Versorgung kommen. Weitere Kritikpunkte und Einschätzungen dazu stehen in einem KVB-Positionspapier, das auf www.kvb.de abrufbar ist.    

Psychotherapeutische Bedarfsplanung

Der Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung wächst stetig. Nachdem die eigene Bedarfsplanung für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten durch das Ende der Ampel-Koalition in Berlin vorerst nicht umgesetzt wird, intensivieren wir unsere Anstrengungen, passgenaue Lösungen in den Regionen zu schaffen, in der die Wartezeiten auf einen Psychotherapie-Platz besonders lang sind.  

 

Impressionen vom Jahrespressegespräch der KVB